Zinnverbindungen.

Zinnverbindungen.
Zinnverbindungen.
 
Zinn tritt in seinen Verbindungen in den Wertigkeitsstufen +2 und +4 auf, wobei die vierwertigen Zinnverbindungen überwiegen; zweiwertige Zinnverbindungen sind starke Reduktionsmittel und gehen leicht in vierwertige Zinnverbindungen über. In Verbindungen mit elektropositiveren Elementen (Stanniden) liegt Zinn in negativer Oxidationsstufe vor.
 
Zinn(II)-oxid, Zinnmonoxid, SnO, ist eine blauschwarze pulverige Substanz, die durch Wasserabspaltung (unter Luftabschluss) aus Zinn(II)-hydroxid gewonnen wird. Zinn(IV)-oxid, Zinndioxid, SnO2, bildet ein weißes Pulver; in der Natur findet es sich kristallin (und durch Beimengungen dunkel gefärbt) als Zinnstein. Technisch wird reines Zinndioxid durch Verbrennen von Zinn im Luftstrom gewonnen; es wird u. a. zur Herstellung von weißen Glasuren und Emaillen verwendet. - Aus Lösungen von Zinn(II)-Salzen wird durch Basen Zinn(II)-hydroxid, Sn(OH)2, in Form eines weißen, flockigen Niederschlags ausgefällt; es löst sich in überschüssigen Laugen unter Bildung von Stannaten(II), Tetrahydroxostannaten(II), allgemeine Formel MI2[Sn(OH)4]; z. B. bildet es mit Natronlauge Natriumstannat(II), Na2[Sn(OH)4]. Zinn(IV)-Salze bilden mit Basen einen Niederschlag von Zinndioxid-Hydraten, SnO2 · x H2Osten (früher als Zinnsäuren bezeichnet), der nur in frischem Zustand von überschüssiger Lauge zu Stannaten(IV), Hexahydroxostannaten(IV), allgemeine Formel MI2[Sn(OH)6], gelöst wird. Die diesen Salzen entsprechende Zinnsäure, H2[Sn(OH)6], ist in freiem Zustand nicht bekannt. Die Zinndioxid-Hydrate geben bei längerem Stehen oder beim Erwärmen Wasser ab und gehen in unlöslichem Zinndioxid über. Natriumstannat(IV), Na2[Sn(OH)6], wird technisch durch Schmelzen von Zinndioxid mit Ätznatron hergestellt und u. a. als Präpariersalz in der Textilfärberei sowie für Verzinnungsbäder gebraucht.
 
Unter den Halogenverbindungen des Zinns sind v. a. die Chloride wichtig. Zinn(II)-chlorid, Zinndichlorid, SnCl2, eine weiße, stark reduzierend wirkende Masse, entsteht durch Umsetzen von Zinn mit Salzsäure; es kristallisiert aus wässriger Lösung als Dihydrat, SnCl2 · 2 H2Osten, das als Zinnsalz bezeichnet wird; es wird v. a. als Reduktionsmittel und in der Textilfärberei als Beizmittel sowie zum Beschweren von Seide verwendet. Zinn(IV)-chlorid, Zinntetrachlorid, SnCl4, eine farblose, an feuchter Luft rauchende flüssige Substanz, wird durch Reaktion von Zinn mit Chlor gewonnen. Es bildet sich v. a. bei der Entzinnung von Weißblechabfällen mit Chlor (Zinn) und wird durch vollständige Hydrolyse zu Zinndioxid umgesetzt, das wieder der Zinngewinnung zugeführt wird. Bei längerem Stehen an feuchter Luft bildet Zinn(IV)-chlorid ein Zinnbutter genanntes halbfestes Pentahydrat, SnCl4 · 5 H2O. Beim Einleiten von Chlorwasserstoff in eine konzentrierte Zinntetrachloridlösung entsteht die Hexachlorozinnsäure, H2SnCl6; das Ammoniumsalz dieser Säure, Ammoniumhexachlorostannat, (NH4)2[SnCl6], wird unter der Bezeichnung Pinksalz in der Färberei als Beizmittel verwendet.
 
Braungraues Zinn(II)-sulfid, SnS, und gelbes Zinn(IV)-sulfid, SnS2 (das früher als Pigment Musivgold verwendet wurde), fallen aus Lösungen der entsprechenden Zinnsalze mit Schwefelwasserstoff aus. Mit Alkalisulfiden bilden sie lösliche Thiostannate, z. B. das Natriumthiostannat(IV), Na2SnS3.
 
Zinnwasserstoff, Stannan, SnH4, ein farbloses, brennbares Gas, wird z. B. beim Zersetzen von Magnesiumstannid, Mg2Sn, mit Salzsäure gebildet; es ist im Gegensatz zu den meisten anderen anorganischen Zinnverbindungen sehr giftig. Beim Erwärmen zerfällt es in die Elemente, wobei sich das Zinn in Form eines Spiegels abscheidet.

Universal-Lexikon. 2012.

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